Wir verlassen Las Vegas, die Stadt die nie schläft, zu Mitternacht. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Atlanta landen wir in San José, der Hauptstadt Costa Ricas. Die Einreiseformalitäten werden kurz und knackig erledigt und es heißt „Buenos días“ 🙂 . Vor dem Flughafengebäude stehen unzählig viele Taxifahrer und stürzen sich wie Hyänen auf uns. Nach gefühlten 100x „No, thank you“ und „No, gracias“ fährt Claudia – ausversehen – mit den Kofferwagen einen Herren (der nicht zur Seite gehen mag in dem Gedränge) über die Füße. Das war ein Statement, der Weg wird frei gemacht und wir finden eine ruhige Ecke, wo wir uns erst einmal orientieren können. Ein Taxifahrer kommt dazu und fragt ganz zögerlich ob er uns helfen kann „wir suchen die öffentliche Busstation“ – zack gibt er uns die Antwort, zeigt den Weg und lächelt als wir sein Taxiangebot erneut abschlagen. Auf einmal beginnt es wie aus Kannen zu regnen und wir ziehen es vor, noch bei einem Kaffee im Trockenen zu verweilen. Danach laufen wir zur Busstation und fahren in das Zentrum von San José. Hier haben wir ein nettes kleines Hostel rausgesucht, wovon sich vieles zu Fuß erkunden lässt. Wir beziehen unser Zimmer und sagen nach wenigen Minuten „Hola la cucaracha“ (=Kakerlake). Tobi fängt sie mit einem Glas und lässt sie draußen vor der Tür frei. Fernando (ein junger Mann an der Rezeption) schmunzelt und meint das ist jetzt so bei der Regenzeit, da wollen sie auch ins Trockene 🙂 . Wir besorgen ein paar Sachen im Supermarkt und bereiten uns das Abendessen zu. Dabei lernen wir viele Reisende kennen und bekommen für die nächsten Stationen ein paar Tipps, andererseits können wir auch weiterhelfen 🙂 . Am nächsten Tag nehmen wir die Innenstadt unter die Lupe und erlaufen alles. Eine große lange Einkaufsstraße zieht sich vor uns her und wir besuchen den „Mercado Central“ – der Hauptmarkt für Obst, Gemüse und andere Lebensmitteln, spazieren am eindrucksvollsten Gebäude der Stadt entlang – der Hauptpost. Wir besuchen weiter das “Museum costaricanischer Kunst”, dies zeigt Gemälde und Plastiken einheimischer Künstler des 20. Jahrhunderts. Angrenzend zum Museum erstreckt sich der 1km lange “Sabana Park” und dient als wichtigster Erholungsort der Stadt, mit vielen Bäumen, Sportplätzen und einen künstlichen See. Hier lauschen wir einer jugendlichen Musikgruppe beim üben mit Trompeten und Trommeln. Am 15. September wird hier der Unabhängigkeitstag gefeiert und dafür probt, ob Jung oder Alt, jede Stadt für sich. Danach kehren wir ins Hostel zurück und planen unsere Weiterreise bei einer Tasse Kaffee. Am nächsten Morgen fahren wir zum Busbahnhof Tracopa und setzen uns in den Bus bis nach Sierpe.

Leider regnet es wie aus Eimern bei unserer Ankunft und somit huschen wir in das Restaurant am Bootsanleger, denn Sierpe ist noch nicht unser Endziel – nein, wir wollen weiter nach Drake Bay und das ist nur per Boot erreichbar. Ja, was ihr denkt – dachten wir auch und so kam es dann auch. Wir schlängeln uns bei Platzregen durch das größte Mangrovengebiet von Costa Rica und dann gibt der Fahrer „Vollgas“ mit der kleinen Nussschale. Aber egal, bis hierher sind eh schon alle nass. Das es nun auf den pazifischen Ozean etwas rauer zugehen wird erkennen wir an den immer größer werdenden Wellen und daran das wir mit Schwimmwesten ausgestattet werden. Wir kommen sicher am Ufer von Drake Bay an und es gibt eine nasse Landung. Das heißt Schuhe aus und rein ins Wasser, eine Bootsanlegestelle gibt es hier nicht. Da es bereits dunkel wird und wir noch eine Flussüberquerung auf dem Weg zum Hostel vor uns haben warten wir noch etwas am Strand. Gesagt, getan… Wir fahren mit den Jeep durch den Fluss und fühlen uns bereits jetzt im Dschungel angekommen. Das Hostel ist eine Eco-Lodge und sie tun vieles für die Natur und Umwelt. Hier verweilen wir drei Tage und schauen uns bei Wanderungen die Umgebung genauer an. Am ersten Tag machen wir einen Hike der am Strand endet, dafür durchqueren wir den Fluss zu Fuß. Dabei lernen wir einen kleinen streunenden Hund kennen. Wir nennen ihn gleich „Struppi“ und da er uns jetzt einige Kilometer gefolgt ist, wollen wir am Wasser ein Erinnerungsbild machen. Hm, da kam plötzlich eine große Welle und nahm Tobi’s Schuh mit (den zweiten konnte er sich gerade noch schnappen). Tobi ruft: „Toll, Schuh weg für ein Bild“… Wir laufen den Strand auf & ab und Struppi ist verspielt an unserer Seite und hilft wo er kann. Wir beobachten die Wellen, weit & breit ist der Schuh nicht sichtbar und so vergeht schnell eine Stunde. Tobi schreibt den Schuh ab unter Kollateralschaden, doch Claudi gibt nicht auf und läuft nochmal den Strand entlang und zack da war er plötzlich. „Schnell Claudia, hol ihn“ – geschafft und so laufen wir glücklich zum kleinen Dorf, trinken etwas und machen uns auf den Rückweg zum Hostel. Am Fluss angekommen, regnet es schon eine ganze Weile und das merken wir auch am Wasserpegel. Also Hose so hoch gezerrt wie es geht und los geht’s. Die Strömung ist stark und man fühlt sich erleichtert, wenn man auf der anderen Seite angekommen ist 🙂 . Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug nach Sirena in den Corcovado Nationalpark. Er ist einer der besterhaltenen Regenwälder Costa Ricas. Leider ist das Wetter nicht so schön und die Bootsfahrt fordert jeden Magen heraus. Normalerweise ist mit einer Stunde Fahrzeit zu rechnen, wir brauchten knapp 3 Stunden. Am Anfang war bei großen Wellen ein lautes Gelächter zu hören, quieken und „Yeah, das ist ja noch gar nichts“ – Ha und nach einer Stunde war es still in der Nussschale. Frühstücken wollte keiner bei unserer Ankunft, jeder wollte los laufen und tief durchatmen. Der Park darf seit 2014 nur noch mit einem Guide besucht werden und so schlendern wir „Vincent“ leise hinterher und wenn er ein Tier entdeckt hat, richtet er sein Teleskop darauf aus und jeder darf einen Blick dadurch erhaschen und auch ein Bild mit der Handykamera hindurch machen. Das war echt klasse. Bei der Wanderung haben wir u.a. Krokodile, farbenprächtige Aras, Ameisenbäre, Nasenbäre und viele Schmetterlinge gesehen. Zurück im Hostel packen wir unsere Rucksäcke und spielen mit unseren Bekanntschaften Nadine (aus der Schweiz) und Moud (aus Frankreich) Karten. Am nächsten Morgen wollen wir mit Nadine das erste Boot nach Sierpe zurück nehmen. 6 Uhr erfahren wir, dass uns der Jeep nicht abholen kann, weil er den Fluss nicht durchqueren kann (es hat die Nacht zu viel geregnet). Das heißt für uns mit all unseren derzeitigen Hab&Gut müssen wir da durch. Am Fluss angekommen steht unser Fahrer winkend auf der anderen Seite 🙂 wir verstauen all unsere Sachen, zurren die Schuhe fest und ziehen die Hosen hoch. Da kommen zwei „Ticos“ (so nennt man die Costaricaner) und nehmen Claudi und Nadine die großen Rücksäcke ab. Dann heißt es Hand an Hand nehmen und los geht’s. In der Flussmitte stehen wir Hüfttief im Wasser und sich zu halten strengt sehr an, aber auch das meistern wir 🙂 wir erreichen pünktlich unser Boot und verlassen bei Sonnenschein und leichtem Wellengang das schöne Paradies. Auf dem Weg sehen wir im Mangrovenwald Affen und 2 große Krokodile. In Sierpe steigen wir in den Bus, fahren bis nach Uvita und hier verabschieden wir uns von Nadine, denn ihr Weg führt weiter nach San José.

Wir haben in Uvita ein Hostel ausgewählt, was abseits und sehr ruhig gelegen ist. Den 2 km Fußmarsch bergauf meistern wir genauso in der Mittagshitze. Die nächsten zwei Tage verbringen wir im Hostel, es ist wunderschön von Julie & Stephan eingerichtet und offen gestaltet. Die zwei sind aus Berlin und haben seit vier Jahren dieses Hostel. Im Oktober kehren sie nach Berlin zurück und übernehmen in Kreuzberg ein Neues. Am 3. Tag trauen wir uns mal vor die Tür und fahren zu einer Walbeobachtung mit Boot. Ja wir haben welche gesehen, auch Delphine und Meeresschildkröten – aber leider war der Wellengang und die Schnelligkeit der Tiere nichts für Fotos, was Claudia sehr geärgert hat. Am nächsten Tag verabschieden wir uns herzlichst von Julie und wünschen den 2’n alles Gute – ein Wiedersehen in Berlin ist garantiert.

Wir fahren acht Stunden mit dem Bus von der pazifischen an die karibische Küste – einmal quer durchs Land und erreichen am Abend Cahuita. Wir haben einen kleinen Bungalow bei Brigitte (eine Schweizerin, sie wohnt seit 35 Jahren hier) und auch hier ist alles mit Herz eingerichtet und wunderschön. Im Baum davor hängt ein Faultier mit seinem Baby ab und in 50m ist der Strand der uns mit Wellenrauschen verwöhnt. Wir besuchen den zweitältesten Nationalpark des Landes und wandern auf eigene Faust umher. Wir treffen dabei auf Brüll- und Kapuzineraffen, Waschbären, Ameisenstraßen und große Spinnen. Am nächsten Tag besuchen wir, in Begleitung von Brigitte und 3 weiteren Gästen, die Watsi-Indianer und deren Kakaoplantage in Bribri. Hier laufen wir durch den Garten und erfahren alles über die Pflanzen, die z.B. Gesundheitliches Leid reduzieren, Würze in die Kochtöpfe bringen, Sachen färben oder auch Gegenstände herstellen lassen – einfach gesagt Heil- und Nutzpflanzen. Sehr beeindruckend. Nun sind wir bei der Kakaobohne angekommen, sie werden in der Sonne getrocknet, danach geröstet und mit einen handgroßen Stein zerschlagen. Nun brauchen wir Hilfe, denn die Menge muss ausgesiebt werden und das bedarf Erfahrung und viel handwerkliches Geschick damit nicht soviel nutzbares auf dem Boden landet. Gleich wird’s lecker – die Brösel kommen nun in den Fleischwolf und jeder von uns darf am Rädchen drehen und dabei zusehen wie die frisch gepresste Schokolade in die Schale „tropft“. Haha, spätestens jetzt läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Brigitte reicht uns jeden eine frische Banane (aus ihren Garten – die sind mega süß) und einen großen Löffel, wir bestreichen die Banane mit Schokolade und alles ringsum ist still und genießt. Ein Geschmackserlebnis!!! Mit der restlichen Schokolade macht die Chefin des Hauses uns eine „heiße Schokolade“  und die wird traditionell in einer Trinkschale serviert (Papa Willy, dass wäre was für dich gewesen). Wir sind sprachlos… Aber alles hat ein Ende und so kaufen wir noch 5 Schokoladenkugeln mit Ingwer ein und werden uns immer beim Verzehr an diesen Tag zurückerinnern. Weiter geht es zu einem Wasserfall, dazu führt kein offizieller Weg und Brigitte lotst uns durch Flüsse, über Steine und einen steilen Hang hinauf. Oben angekommen hüpfen wir in unsere Badesachen und ins kalte Nass. Herrlich. Allein sind wir dabei nicht, in den Baumkronen über uns springen die Brüllaffen umher und machen ihren Namen alle Ehre – muss an der tollen Aussicht liegen 🙂 . Claudia sammelt mit Brigitte Steine aus Tonerde. Sie zeigt wie man sie auf einen Stein zerreibt um die Masse als Gesichtsmaske zu nutzen. Danach setzen wir uns in die Sonne, lassen sie trocknen, einwirken und später wird sie abgespült. Wir packen unsere Sachen und machen uns auf den Rückweg. Leider rutscht Claudia aus, setzt sich auf den Po und plumps, schon sitzt sie im Wasser. Ein Tico ist hilfsbereit und reicht die Hand. Naja, nichts Schlimmes passiert, ein Zeh ist sehr verletzt und der Unterarm aufgeschürft – aber sonst alles gut. Die Reise kann fortgesetzt werden und für die Wunde muss Bepanthen für Auge&Nase herhalten (Claudi hofft Apotheker Matthias liest das nicht 🙂 ). Am letzten Tag besuchen wir das „Jaguar Rescue Center“. Dies soll eine Station für kranke bzw. verletzte costaricanischer Tiere sein. Im Internet machte es auch einen sehr guten Eindruck doch als wir da waren bot sich vor unseren Augen ein Souvenirshop, ein Café und jede Menge Touristen. Wir kaufen uns zwei Tickets (pro Person 20$) für die Führung 11:30 Uhr. Bei der Führung soll man mehr erfahren weshalb die Tiere hier sind, was man dafür tut und was das Center an Hilfe bekommt und noch benötigt. Unsere Gruppe besteht aus 20 Interessenten und der Guide startet die Führung mit dem Satz „… Wir sind kein Zoo“. Wir werden von Gehege zu Gehege geleitet, ein zweiter Guide achtet auf die Zeiteinhaltung und manchmal kommen wir mit anderen Gruppen in Konflikt und müssen uns gedulden. Zwischendurch stelle wir die Frage wie viele Besucher täglich in das Center kommen und erhalten die Antwort „über Hunderte“. Da war dann bei uns Schluss und die Führung für uns zu Ende. Wir haben auf der Reise jetzt schon einige solcher Stationen besucht, aber wenn man sich überlegt hier sind kranke Tiere und die Menschenströme laufen den gesamten Vor- und Nachmittag hindurch. Babyaffen sowie -faultiere werden auf einer Fleecedecke im geflochtenen Körbchen drapiert, damit der Besucher tolle Fotos machen kann, das passt nicht mit unseren Gedanken überein, das sie irgendwann mal wieder ausgewildert werden sollen. Auf dem Rückweg essen wir ein großes leckeres Eis um diesen Mist runterzuspülen. Am Abend packen wir unsere Sachen, denn am nächsten Tag steht der Grenzübergang zu Fuß nach Panama auf unseren Plan…

… Ob die uns rein lassen?!? – Ihr dürft gespannt sein.

Costa Rica – reiche Küste

2 Gedanken zu „Costa Rica – reiche Küste

  • 12. Oktober 2016 um 11:16
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    Was will man da noch für Worte finden…..die Bilder sprechen doch für sich…..wünschen euch in Südamerika weiterhin viel Spaß….

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    • 12. Oktober 2016 um 15:53
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      Wir geben uns größte Mühe 🙂 Vielen Dank!!!

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