Lang ist es her das ihr was von uns lesen konntet, doch damit soll es nun vorbei sein 🙂 !!

Wir befinden uns nach 7 Stunden Flugzeit und einer kleinen Zwischenlandung in Anchorage, gegen 6 Uhr Ortszeit im schönen Fairbanks – Alaska. Im Anflug durften wir einen Blick auf die sich unter uns erstreckende Wildnis erhaschen… trotz Müdigkeit beginnen da schon unsere Augen zu leuchten. Da wir noch nicht so recht wissen, wie wir uns die nächsten Wochen bzw. Monate fortbewegen wollen, haben wir uns für die ersten Tage ein Hostel gebucht. Diese Unterkunft wird von einem Koreaner, namens Jo, betrieben und hier geht es mehr wie in einer „Wohngemeinschaft“ zu. Das Schöne ist, dass man hier Menschen so ziemlich jeder Couleur trifft, vom Aussteiger-Arzt über Hardcore-Fahrradfahrer, bis zu normalen Weltreisenden wie uns ist alles vertreten. Nach kurzer Zeit sind alle auf den Beinen und man schnattert mit Jeden einmal quer durch den Gemüsegarten. Nachdem wir unsere Sachen verstaut haben, machen wir uns auf den Weg um Fairbanks zu erkunden und besorgen dabei gleich was Essbares für die nächsten Tage. Seit Fidschi haben wir uns über das Fortbewegungsmittel Gedanken gemacht, von einem Mietwagen über Wohnmobil bis hin zur Zugfahrt – war alles dabei. Mit unserer Anreise in Alaska beginnt „leider“ die Hauptsaison, das ist auch der Grund, weshalb an ein Wohnmobil nicht zu denken ist (die Preise starten bei 6.000€, für ein „einfaches“ Modell, 6 Wochen), ein normales Mietauto wäre für uns unpraktisch, da wir jeden Abend eine Unterkunft suchen bzw. voraus buchen müssten, die Zugfahrt lässt kein individuelles erkunden fernab der Bahnstrecke zu. Also fällt unser Entschluss: „Wir kaufen uns einen Minivan und bauen diesen zum Sleepervan um.“ Natürlich machen wir das nicht ohne Vorbereitung und so haben wir jede Menge Berichte gelesen, uns Notizen gemacht an was zu denken ist, uns ein Budget gesetzt und die favorisierten Autos festgelegt. So starten wir die Suche unserer Meinung nach gut vorbereitet 🙂 . Nach drei Tagen sind wir stolze Autobesitzer eines Dodge Grand Caravan. Der Autokauf war klassisch amerikanisch… Auto finden, Interesse bekunden, fachsimpeln und die „History-Reports“ (= den Auto-Lebenslauf) überprüfen und wenn alles i.O. ist, geht es in die Verhandlungen. Da spielen uns dann wieder unsere Südostasien- und Flohmarkterfahrungen in die Hände. Wir sind nicht gewillt von unserem Budget abzuweichen, obwohl der Wagen weit darüber liegt, aber auch das gehört zum Autokauf (in der USA). Dann geht es los, der Händler schreibt das erste Angebot auf einen kleinen Zettel und schiebt diesen über den Tisch. Nun startet die Show, wir machen deutlich, dass der Preis viel zu hoch ist. Worte wie arme Weltreisende… Träume verwirklichen… bestimmtes Budget (ohne dieses zu verraten 🙂 ) usw. werden von uns geäußert und wir machen uns bereit zu gehen. Kurz vor der Tür hält uns der Verkäufer auf und zeigt das nächste Angebot auf seinem Zettel. So geht es dann eine ganze Weile, bis sogar der Chef der Firma involviert wird, da wir den „Freibetrag“ des Verkäufers bereits geknackt haben. Der Chef ist zum Glück selbst ein Weltenbummler und nachdem wir ihm gute Tipps für seinen nächsten Thailandtrip geben können, machen wir eine Punktlandung auf unserem Budget, ohne das es einer mitbekommen hat. Da wir noch vier Tage auf unseren Fahrzeugschein warten müssen, das Auto aber schon mitnehmen dürfen, nutzen wir die Zeit und machen uns an den Innenausbau. Im Internet haben wir dazu eine Anleitung von Thomas Guthmann gefunden (vielen Dank für die detaillierte Beschreibung). Wir fahren zum Baumarkt kaufen alles Notwendige ein und am nächsten Tag wird gebaut. Am Ende des Tages haben wir einen Minivan mit einer Couch- / Schlafkombination und genügend Platz für unsere persönlichen Sachen. So sagen wir den tollen Leuten – besonders Nadine & Ronny aus Berlin – im Hostel „lebe Wohl“. Die zwei haben unsere Abende mit Gesprächen gefüllt und uns zum lachen gebracht (die Bärenglocke war vor Wanderantritt bereits defekt, Bärenspray wurde auf der Wanderhose getestet und durch Windstoß ins eigene Gesicht gesprüht 🙂 ), ihr seid Zucker und Tobias sagt an Ronny „vielen Dank“ für die Zigarillos. So düsen wir die nächsten zwei Tage noch in der Peripherie von Fairbanks umher und schlafen da, wo es sich gerade anbietet.

Da wir schon immer wissen wollten, wo unsere ganzen Weihnachtswunschzettel aus Kindertagen geblieben sind, fahren wir nach „North Pole“ zum Weihnachtsmann. Er nimmt sich die Zeit für ein kurzes Gespräch mit uns und wir können ihm nur Gutes von den uns bekannten Kindern berichten.

Im Informationszentrum/ Fairbanks besuchen wir die Ausstellung zur „Aurora Boreales“ und das „UA of the North Museum“. Beides zeigt uns, wie eindrucksvoll, atemberaubend und faszinierend diese Gegend ist. Es ist nicht verwunderlich das wir mehr und mehr mit den Füßen scharren und endlich los wollen. Nach 6 Tagen in Fairbanks stehen wir in aller Früh beim Autohändler und empfangen unseren Fahrzeugschein…nun sind wir offizielle Autobesitzer. Da wir große Strecken ohne einen Anteil an Zivilisation zurücklegen wollen haben wir ein vollwertiges Ersatzrad, Öl, Kühlflüssigkeit, zwei Gallonen Benzin und einen Keilriemen besorgt…man weiß ja nie 🙂 . Wir verlassen Fairbanks in Richtung Süden, unser nächstes Ziel ist der knapp 24.000 km² groß „Denali Nationalpark“ (mit dem höchsten Berg Nordamerikas dem Mt. McKinley mit 6.190 m). Jeder der das Buch „Into the Wild“ gelesen und das traurige Ende von Chris McCandless alias Alex Supertramp kennt, weiß dass dies ganz in der Nähe des Nationalparks geschah. Wir machen uns also auf die Spuren von „Into the Wild“ und besuchen den „Stampede Trail“, auf welchem Chris in sein Unglück wanderte. Den Trail selber zu wandern um den „Magic Bus“ zu besuchen, in welchem Chris schlussendlich den Tod fand, lassen wir aus. Wir wissen das der Fluss, welcher auch ihm zum Verhängnis wurde, aktuell eine starke Strömung besitzt und zu viel Wasser führt. Stattdessen schauen wir uns den baugleichen Bus an, welcher in der Verfilmung des Buches genutzt wurde. Der „Denali Nationalpark“ ist der bekannteste Nationalpark (NP) in Alaska und eine wunderbare Gelegenheit um in aller Ruhe Tiere zu beobachten. Da er mit dem Auto selber nicht befahren werden darf, entscheiden wir uns für den Shuttelbus. Dieser fährt in aller Früh einmal bis zum „Wonder Lake“ und zurück. Diese Rundfahrt dauert 10 Stunden, dabei sehen wir viele Tiere und das Gebirgsmassiv des Mount McKinley. Wir haben Glück und sehen so ziemlich alle Tiere die der NP zu bieten hat, von Grizzly’s über Caribou’s, bis hin zu Elchen, bleibt uns nichts verborgen. Sogar der Mount McKinley erweist uns die Ehre, was er (wie wir später hören) in den letzten Wochen nur sehr selten getan hat. Wir bleiben noch einen Tag im Denali NP, wandern hin & her und schauen uns die vielen Informationszentren, sowie eine Hundeschlittenvorführung an, bevor wir weiter Richtung Anchorage reisen.

Wenn man, so wie wir, mit dem Auto durch Alaska reist hat man sowieso das Gefühl alles ist ein Nationalpark. Die Wildnis und die Weiten dieses Landes sind für Mitteleuropäer wie uns unvorstellbar und so schleichen wir förmlich durch die Landschaft um diese bestaunen zu können. Irgendwann erreichen wir Anchorage, stellen unser Auto ab und machen uns fix in der Touristeninformation schlau. Da gerade Markttag ist schlendern wir über den Platz um die Handwerkskunst der Handwerker und Künstler zu bestaunen. Gegen Abend setzen wir uns auf zwei Leihfahrräder und radeln um Anchorage auf den „Tony Knowles Coastel Trail“. Später lassen wir uns am größten Wasserflugzeughafen der Welt „Lake Hood“ nieder. Pro Tag gibt es bis zu 400 Starts und Landungen und das beobachten wir mal 🙂 . Bei der Weiterfahrt bemerken wir, dass der ganze Flughafen frei zugänglich ist, was uns die Chance für eine tolle Schlafgelegenheit bietet und so wird’s dann abends auch gemacht. Am Morgen lassen wir uns vom lauten Brummen der Maschinen wecken. Bei einem kleinen Rundgang entdeckt Claudi drei riesige Birkenpilze… das Frühstück ist sicher 🙂 . Frisch gestärkt legen wir unser neues Ziel fest, auf geht’s nach „Seward“. Auf dem Weg dahin schauen wir uns das Feuchtgebiet – „Potter’s Marsh“ und das „Alaska Wildlife Conservation Center“ an. Bei Beidem ist eine Vielzahl von Tieren zu beobachten, sodass die Zeit wie im Flug vergeht. Wir erreichen gegen Abend Seward, schauen uns das Städtchen an und legen fest, dass wir den nächsten Tag den 6.4 km langen „Exit Gletscher“ besteigen.

Der 4-stündige Aufstieg beginnt mit kleinen Bächen und farbenprächtigen Blumenfeldern, bis wir irgendwann durch den Schnee stampfen und von Dall-Schafen (= Alaska-Schneeschafe) beobachtet werden, aber wie das so beim Bergsteigen ist, irgendwann ist man oben und vor uns eröffnet sich eine unvorstellbare große Gletscherfläche. Nun heißt es hingesetzt, Schnitten raus und die wahnsinnige Aussicht genießen. Zum späten Nachmittag sind wir zurück am Auto und wollen noch ein Stück fahren, denn wir haben den Tipp bekommen wo man gut Lachse beobachten kann. Leider haben wir den ersten „Lachszug“ (= Salmon Run) verpasst und der Nächste wird erst in einer Woche erwartet… das ist leider zu spät für uns – naja, kann nicht immer klappen.

Dafür finden wir einen traumhaften Schlafplatz direkt an einem See, ganz für uns allein und so genießen wir den Abend bis die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Bei strahlendem Sonnenschein besuchen wir den „Portage Lake“ (für Alaskaner der schönste See) und können sagen: ja schön ist er, aber ob es der Schönste von Alaska ist, wagen wir nicht zu beurteilen. Zurück in Anchorage füllen wir unsere Essens- und Wasservorräte auf, tanken voll, checken den Motor, all seine Flüssigkeiten und dann geht es Richtung Kanada. Da wir es aber zu langweilig finden den „normalen“ Grenzübergang zu nutzen, wollen wir den am nördlichsten Gelegenen nutzen. Das heißt, wir haben einen Weg von circa 750 km durch eine tolle Landschaft, ohne allzu viel Zivilisation vor uns…was will man mehr. So reisen wir drei Tage durch die Wildnis, schlafen wo es uns grad gefällt, sammeln Pilze oder Beeren, wenn uns danach ist oder machen die Fenster runter, lassen frische Luft herein und singen laut mit 🙂 . Kurz vor der Grenze zu Kanada erreichen wir „Chicken“ (ja, der Ort heißt wirklich so) ein alter Goldgräberort. Hier beginnt der 127 km lange „Top of the World Highway“ welcher nach Kanada führt. Er gehört zu den Straßen auf der Welt, die man in seinem Leben mal befahren haben soll… den Haken können wir jetzt machen! Aber wieso er so genannt wird erschließt sich uns nicht, da es ein Feldweg ist und nur aus Schotter besteht – lustig ist die Fahrt auf jeden Fall und zu schauen gibt es auch genug. Irgendwann taucht aus dem Nichts der „Grenzübergang“ in 1300m Höhe auf… ein Stück geteerte Straße, ein Haus eine kurze Befragung (Waffen? Früchte? Holz? – Nö. Nö. Nö.) und schon sind wir in der nächsten Etappe unserer Reise.

… Wir haben uns in Alaska verliebt und könnten Tage, Monate hin & her fahren und die Landschaft bestaunen, es ist so vielfältig und wunderschön …

… aber wir wollen auch dem nächsten Land eine faire Chance geben und so geht es jetzt in Kanada weiter. Unser erster Stopp ist „Dawson City“ im Yukon-Gebiet, eine historische Stadt die in keinem alten Goldgräber- oder Westernfilm unerwähnt bleibt… wir sind gespannt.

Grizzly’s, Lachse und das wilde Leben

12 Gedanken zu „Grizzly’s, Lachse und das wilde Leben

  • 20. August 2016 um 16:00
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    Respekt zum fahrenden Wohn- / Schlafzimmer. Sehr gelungen
    Wir wünschen Euch noch viele, tolle Erlebnisse.
    Liebe Grüße

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    • 21. August 2016 um 23:07
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      Vielen Dank!!! … Wir nehmen euch mit dem nächsten Bericht weiter mit auf die Tour Viele Grüße

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  • 20. August 2016 um 22:04
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    Wooow, das klingt so toll und sieht fantastisch aus ihr Lieben! Diese wunderhübschen Tiere, da verliebt man sich doch glatt und Sebastian wär im Paradies. Danke für die Karte 🙂

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    • 21. August 2016 um 23:06
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      Es freut uns das die Karte ans Ziel gefunden hat. Viele Grüße

      Antworten
  • 21. August 2016 um 10:45
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    Happiness is only real when shared….
    Schön dass ihr diese tollen Eindrücke zu zweit erleben könnt und uns teilhaben lasst.
    Ich krieg echt schönes Fernweh beim Lesen – die Wildnis ist wirklich wunderbar beschrieben…und ich kann nachfühlen wie man dann den Duft der Freiheit erst so richtig aufnimmt, so unabhängig mit eigener Wohn-/ Schlafgelegenheit. Das mit dem Autokauf habt ihr ja auch souverän gemacht – was habt ihr am Ende bezahlt?
    Liebste Grüße

    Antworten
  • 22. August 2016 um 7:46
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    ……wieder mal eine ganz tolle Beschreibung eures Aufenthaltes in Alaska, wunderschöne Bilder, mit zwei wunderschönen Menschen…….wünschen euch weiterhin viel Spaß, passt auf euch auf, fahrt vorsichtig und………ruft an wenn ihr da seit.

    Haben euch lieb und denken an euch

    ……und Claudi vergiss nicht, mir den kleinen Hund mitzubringen, den du auf den Arm hast!!!!!

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    • 22. August 2016 um 8:45
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      Besten Dank… Das mit dem Anruf wird 2017 wieder ernst genommen, wenn wir von Särka nach Dresden reisen 😀 Sonnige Grüße

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  • 26. August 2016 um 20:03
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    Wunderschön euer Bericht. Ganz großartige Bilder. Zum Glück sind die beiden „Kleinen “ auch
    wieder mit dabei , da fällt uns echt ein Stein vom Herzen.
    Verwundert bin ich über eure Aussage “ ihr hättet euch in
    Alaska verliebt“? Wir dachten, ihr seit schon einige Jahre ineinander
    verliebt? (kleines Spässchen).
    Wir wünschen euch eine wunderschöne Weiterreise und bleibt schön
    gesund. Passt gut auf euch auf!
    Liebe Grüsse von Klaus und Waltraud

    Antworten
  • 7. September 2016 um 7:35
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    Hallo ihr lieben. Nach den ganzen Terminen der letzten 2 Wochen habe ich mir jetzt Zeit genommen um euren tollen Bericht zu lesen. Chefchen war von den Fotos auch ganz angetan;). Na Claudia bei den Knuddelstunden mit dem süßen Hündchen musste Tobi wohl etwas zurückstecken. Nach der langen Zeit zu zweit darf man mal fremdkuscheln. Uns geht es gut-euch brauche ich ja nicht fragen, würde mal sagen prächtig. Wir leben und ein und alles nimmt so langsam Gestalt an. Euch alles gute auf der nächsten Etappe und vielen Dank das wir das alles miterleben dürfen. Lasst euch lieb drücken. Jetzt darf ich ja sagen-bis bald.

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  • 21. Oktober 2016 um 4:31
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    Beautiful photos! I definitely want to go back and see the rest!

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    • 21. Oktober 2016 um 12:42
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      Hi Valerie,
      Thank you for your compliment. We would like also go back to Alaska, to see and feel more from this beautiful place. Maybe we meet you there again 🙂 that would be great!!! Best regards from Bolivia, Claudia&Tobias

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